Beim Alpine Hospitality Summit in Kitzbühel trafen 300 Entscheidungsträger aus Tourismus, Politik und Immobilien aufeinander. Die Branche kämpft mit Umsatzrückgängen, wachsenden Kosten und lähmender Bürokratie – doch der Wille zu investieren ist ungebrochen.
Zwischen Rückgängen und Rekordinvestitionen: Während sich der Wintertourismus zunehmend auf hochalpine Lagen konzentriert, trifft das milde Klima die Talregionen hart. „Die Umsatzzahlen vom Zahlungsdienstleister Card Complete zeigen ein Minus von 4,56 Prozent im heimischen Tourismus“, erklärt Thomas Reisenzahn von der Prodinger Tourismusberatung beim Summit in Kitzbühel. Zwar stieg der Umsatz pro Zimmer um über 20 Prozent, doch die Kosten – besonders für Personal und Energie – legten deutlich stärker zu.
Hinzu kommt, dass „erstmals (seit 2011) der hohe Verschuldungsgrad nicht mit einem steigenden Ertragswert einhergeht“, wie Marco Riederer von Prodinger analysierte. Die Ursache liegt unter anderem in Investitionen, die durch Corona-Förderungen initiiert wurden – deren wirtschaftlicher Rücklauf jedoch auf sich warten lässt.
Die Preisfrage in sensiblen Lagen
Karin Leeb vom Hotel Hochschober beschreibt die Gratwanderung vieler Betriebe: „Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Preise jährlich um bis zu 10 Prozent angehoben. Jetzt haben wir gesehen, dass selbst bei unserer Klientel die Luft dünner wird. Wir sind eine begehrte, emotionale Marke, aber wir müssen aufpassen, uns nicht aus dem Markt hinaus zu preisen.“ In peripheren Lagen wie der Turracher Höhe sei eine internationale Zahlungsbereitschaft schwer zu etablieren.
Visionäre Jugend trifft alte Hürden
Dennoch: Der Summit zeigte auch Mut zur Veränderung. Junge Hoteliers wie Nadia Bruckner bringen frischen Wind – mit Projekten wie dem „Upside Down Town Hotel“ in Zell am See. Doch der Aufbruch wird gebremst: Genehmigungsverfahren ziehen sich über Jahre, Investoren verlieren Geduld.
Christian Ebner, der mit der CE Holding das Projekt Mirabell in Bad Gastein realisieren möchte, schildert: „Wir sind jetzt im sechsten Jahr der Vorbereitung. Ich muss mich mit neun Organisationen auseinandersetzen. Es ist eine Schande, so von einer Person – dem Bürgermeister – abhängig zu sein.“ Heinrich Dominici ergänzt aus eigener Erfahrung: „Ein Genehmigungsprozess ist halt ein Prozess. Je transparenter und offener man agiert, desto leichter lassen sich die eigenen Ideen durchsetzen.“
Ein Staatssekretär will aufräumen
Zwischen Frustration und Aufbruchsstimmung wurden konkrete Forderungen laut. Sepp Schellhorn, Staatssekretär für Deregulierung, verspricht genau hier anzusetzen: „Es braucht klarere Regeln, damit etwa die Ortsbildkommission nicht alles verhindern kann.“ Er will Fristen verkürzen: „Alles, was nicht in einem bestimmten Zeitraum behandelt wird, gilt als bewilligt“ – eine Maßnahme, die Missbrauch allerdings ausschließen müsse.
Finanzierungsmodelle unter Beschuss
Daniel Jelitzka, Geschäftsführer der JP Immobilien-Gruppe, weist auf ein weiteres Problem hin: „Während im angelsächsischen Raum Bauvorhaben zu 80 Prozent mit Eigenmitteln finanziert werden, sind es in Österreich gerade mal 30 %.“ Das erschwere alternative Finanzierungsformen wie Buy2let. Besonders brisant: In Tirol ist es seit 2024 verboten, dass sich Buy2let-Eigentümer in ihren Apartments kurzzeitig einmieten. „Es ist eine Verfahrensanordnung, gegen die kein Rechtsmittel zulässig wäre“, kritisiert Rechtsanwältin Astrid Purner – der Verfassungsgerichtshof prüft.
Reisenzahn warnt: „Egal ob Umbau oder Abriss, um an gleicher Stelle größere Einheiten zu schaffen, international werden Hotels überwiegend mit solchen Modellen umgesetzt. Da dürfen wir uns nicht einem Wettbewerbsnachteil ausliefern.“
Stillstand ist keine OptionTrotz Umsatzrückgängen, Bürokratie und Finanzierungsengpässen: Die alpine Ferienhotellerie denkt nicht ans Aufgeben. Die Branche ist bereit zu investieren – wenn Politik und Verwaltung den Weg freimachen.


