Eine Studie des Max-Planck-Instituts ergab unlängst, dass männliche Fruchtfliegen auf Weibchen attraktiver wirken, wenn sie Alkohol getrunken haben. 

Männliche Fruchtfliegen, die Alkohol trinken, sind laut einer Studie des Max-Planck-Instituts attraktiver für Weibchen. Bei einem groß angelegten Experiment wurden durch die Zugabe von Alkohol zum Futter der Männchen Chemikalien freigesetzt, die die Weibchen anzogen, was zu einem höheren Paarungserfolg führte.

Fruchtfliegen findet man häufig in der Nähe von Lebensmittelabfällen, da sie sich von gärendem Obst ernähren, das nach und nach Alkohol produziert. Nun wollten die Wissenschafter ganz genau wissen, warum sie vom Alkohol angezogen werden und wie er ihr Dasein beeinflusst.

Frühere Forschungen haben unterschiedliche Theorien über die Anziehungskraft von Alkohol hervorgebracht, wie einen euphorischen Zustand oder einen Ersatz für das Hochgefühl bei der Paarung, wenn Männchen etwa von Weibchen zurückgewiesen werden – quasi als Frustbewältigung. 

Vorteile bei der Fortpflanzung

Studienautor Bill Hansson, Leiter der Abteilung für evolutionäre Neuroethologie am Max-Planck-Institut, sagte zu BBC, dass solche Forschungen eine anthropomorphe Sichtweise des Fliegenverhaltens vertraten, während diese neueste Studie nahelegt, dass das Trinken von Alkohol den Fliegen einen Fortpflanzungsvorteil verschafft.

„Wir glauben nicht, dass Fliegen Alkohol trinken, weil sie deprimiert sind“, so Hansson.

Die Anziehungskraft der Fliege sowohl auf die Kohlenhydrate und die Hefe in verrottenden Früchten als auch auf den Alkohol kann nicht getrennt werden, fügte er hinzu.

Pheromone verantwortlich

In der Studie steigerten Alkohol und insbesondere Methanol die Produktion und Freisetzung von chemischen Sexualsignalen, den sogenannten Pheromonen, welche die Männchen für Weibchen attraktiver machten. Pheromone werden von einem Individuum in die Luft abgegeben, um das Verhalten eines anderen Tieres der gleichen Art zu beeinflussen. 

Die Männchen fühlten sich also stark vom Alkohol angezogen, vor allem jene, die sich noch nie gepaart hatten. Die neue Studie zeigte auch, dass die Reaktion der Fliege auf den Geruch von Alkohol von drei verschiedenen neuronalen Schaltkreisen in ihrem Gehirn gesteuert wird.

Während zwei dafür verantwortlich sind, dass die Männchen von geringen Mengen Alkohol angezogen werden, sorgt ein dritter dafür, dass übermäßige Mengen eine abschreckende Wirkung haben.

Risiken und Vorteile abwägen

Da Alkohol giftig ist, muss das Gehirn der Fliege die Risiken und Vorteile des Alkoholkonsums sorgfältig abwägen, indem es Signale der Anziehung und der Abneigung ausgleicht.

„Das bedeutet, dass die Fliegen über einen Kontrollmechanismus verfügen, der es ihnen ermöglicht, alle Vorteile des Alkoholkonsums zu nutzen, ohne eine Alkoholvergiftung zu riskieren“, erklärt Studien-Hauptautor Ian Keesey von der Universität Nebraska.

Für ihre Untersuchungen kombinierten die Forscher physiologische Studien – wie bildgebende Verfahren zur Visualisierung von Prozessen im Fliegenhirn -, chemische Analysen von Umweltgerüchen und Verhaltensstudien.

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