Es gibt beunruhigende Meldungen zur Tuberkulose als häufigste bakterielle Infektionskrankheit mit rund 1,25 Millionen Todesfällen weltweit jährlich.
Schweizer Experten haben herausgefunden, dass es nur zwei Jahre nach der Etablierung einer neuen Therapie für multiresistente TB bereits neuerlich zu Resistenzen kommt.
“Unter Patienten breiten sich bereits Tuberkulosestämme aus, die gegen das neue Behandlungsschema resistent sind. Dies zeigt eine Studie vom Swiss TPH (Swiss Tropical and Public Health Institute/Basel) und seinen Partnern, bei der die Genome von fast 90.000 Tuberkulosestämmen aus der ganzen Welt analysiert wurden”, schrieb das Schweizer Institut. Galo Goig von Swiss TPH und seine Co-Autoren haben am 1. Jänner im “New England Journal of Medicine” ihre Forschungsergebnisse aus Georgien und 26 weiteren Staaten der Erde (Nord- und Südamerika, Afrika und Asien) beschrieben.
“Jedes Jahr erkranken mehr als zehn Millionen Menschen an Tuberkulose (TB). Mit geschätzten 1,25 Millionen Todesfällen pro Jahr ist sie nach wie vor die häufigste Infektionskrankheit der Welt. Die Krankheit kommt in allen Ländern vor, aber bestimmte Regionen wie Indien, Zentralasien und das südliche Afrika sind besonders stark betroffen. Multiresistente Tuberkulose (multidrug resistant tuberculosis – MDR-TB) stellt weiterhin eine große Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar und trägt zur wachsenden Besorgnis über die zunehmende Antibiotikaresistenz bei”, schrieb das Schweizer Institut.
Neue Therapieform seit 2022
Weil die herkömmliche Behandlung der multiresistenten Tuberkulose als größte Bedrohung langwierig, teuer und mit schweren Nebenwirkungen verbunden war, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2022 nach entsprechenden Studien ein neues Behandlungsschema empfohlen: BPAL(M) – das steht für eine sechsmonatige Behandlung mit den Wirkstoffen Bedaquilin, Pretomanid, Linezolid und Moxifloxacin. Zuvor hatte die Therapie bis zu 20 Monate gedauert.
Doch die Entwicklung neuer Resistenzen erfolgt offenbar schneller als man vermutet hat. Goig und seine Co-Autoren: “Die Forschenden analysierten die Genome von fast 90.000 M. tuberculosis-Stämmen aus Georgien und vielen anderen Ländern der Welt. Sie identifizierten insgesamt 514 Stämme, die gegen Tuberkulose-Medikamente resistent sind, und zwar sowohl gegen das alte als auch gegen das neue Behandlungsschema. Diese hochresistenten Stämme wurden in 27 Ländern auf vier Kontinenten gefunden.”
Verbreitung von Infizierten auf andere Personen
Als besonders erschwerend bezeichnete Goig folgendes Faktum: “Alarmierend ist, dass 28 Prozent dieser Stämme direkt von einer infizierten Person auf eine andere übertragen wurden. Wir hatten bereits vereinzelte Hinweise auf die Entstehung von Resistenzen, wussten aber nicht, in welchem Ausmaß die Übertragung für die Verbreitung dieser hochresistenten Stämme verantwortlich ist.”
Wichtig wäre laut den Experten eine bessere Überwachung der Tuberkulose auf das Entstehen von neuen Resistenzen weltweit. Hinzu kommen müssten bessere und schnellere Diagnosemethoden sowie anhaltende Anstrengungen, um neue Antibiotika zu entwickeln.