Swarovski denkt offenbar die Schließung eines der beiden Produktionswerke in Wattens an. 

Rund um den Tiroler Kristallkonzern Swarovski – konkret seinen Stammsitz in Wattens – gibt es wieder einmal etwas Aufregung. Der Betriebsrat schlug in einem Brief an Gesellschafter und Familienmitglieder Alarm, prangerte einen schädlichen Umgang mit dem Standort Wattens an und warnte vor einem Ausverkauf. So solle etwa rund ein Drittel des Werksgeländes verkauft werden. Der Konzern bestritt auf APA-Anfrage “kategorisch jegliche Absicht, den Standort Wattens zu verkaufen”.

Darüber hinaus ging die Führung ihrerseits in die Offensive und übte deutliche Kritik: “Wir verurteilen jegliche Falschinformationen in dieser Hinsicht aufs Schärfste.” Man sprach von einem Brief lediglich einer “Gruppe von Arbeitnehmervertretern”, der vergangene Woche an die Gesellschafter gesendet und nun offenbar zum Teil Medien zugetragen worden sei. Dieser “überrascht”, so die Unternehmensspitze. Denn die kommunizierten Zahlen seien “entweder aus dem Kontext gerissen oder zum Teil sogar überhaupt falsch.” Und weiter: “Das erwähnte Schreiben wird daher als geschäftsschädigend zurückgewiesen; eine rechtliche Prüfung wurde beauftragt.”

Wird ein Werk stillgelegt?

Konkret führte der Betriebsrat rund um Zentralbetriebsratsvorsitzende Selina Eder unter anderem an, dass intern angeblich der Verkauf von etwa 80.000 Quadratmetern des Standortes Wattens, rund ein Drittel des Werksgeländes, beabsichtigt bzw. angedacht werde, wie das Wirtschaftsmagazin “trend” zuerst berichtete. Einem internen Papier zufolge sei zudem laut “Tiroler Tageszeitung” angedacht, in den nächsten Jahren “eines der beiden Werke” stillzulegen bzw. dort nicht mehr zu produzieren und die Produktion in dem verbleibenden Werk zusammenzuführen.

Die Swarovski-Führung wollte indes keineswegs von Abverkäufen reden, im Gegenteil: Es gehe vielmehr um laufende Änderungen und Optimierungen. Diese seien vorgenommen worden und würden weiterhin vorgenommen, um das Unternehmen “langfristig zukunftsfähig zu machen”. Dies beinhalte auch die “Zusammenführung der Produktions- und Verwaltungsabteilungen zur Steigerung der Effizienz”. Die “Transformation” des Unternehmens im Rahmen der “LUXignite-Strategie” zeige jedenfalls starke und konsistente Ergebnisse. Zusammengefasst: Es gebe Pläne, eine erfolgreiche “Transformation” des Standorts Wattens durch den “Plan Wattens 2030” zu erreichen. Standort Wattens-Manager Jerome Dandrieux sprach davon, dass sich die Planung für eine schrittweise nähere Zusammenführung von Produktions- und Verwaltungsabteilungen “noch in einem frühen Stadium” befinden würden. Man müsse “bei potenziell frei werdenden Flächen erst Nutzungskonzepte entwickeln”.

Scharfe Betriebsratskritik in Brief

In dem Brief an die Gesellschafter machten sich die Arbeitnehmervertreter jedoch auch abseits davon offenbar gehörig Luft über Entscheidungen und Führungsstil im Konzern. Die Zukunft des gesamten Konzerns stehe auf dem Spiel. “Mittlerweile sind wir so weit, dass es nicht nur um den Standort, sondern um die gesamte Swarovski-Unternehmensgruppe geht”, hieß es in dem Schreiben unter anderem. Seit dem Jahr 2007 seien über 4.000 Mitarbeiter in Wattens abgebaut worden, allein seit Ende 2020 hätten dort 1.457 Beschäftigte ihren Job verloren. Laut Unternehmen beträgt der momentane Personalstand in Wattens rund 2.900 Mitarbeiter. Gleichzeitig wurde in dem Brief auf hohe Gehälter des Managements verwiesen.

Der zentrale Konzernstandort in Wattens werde zunehmend als unrentabel dargestellt, lautete ein weiterer Vorwurf. So würden bewusst Umsätze liegen gelassen, etwa indem man B2B-Kunden nicht mehr beliefere. Ziel des Managements sei es, mit diesen Maßnahmen “weitere Argumente für den Kahlschlag und den Ausverkauf unseres Standortes zu haben”. Stattdessen solle das Headquarter im Schweizer Männedorf verkauft werden, schlugen die Arbeitnehmervertreter vor. Jene Erben, denen der Konzern am Herzen liege, sollten wieder das Heft in die Hand nehmen.

Turbulente vergangene Jahre

Swarovski hatte sich in den vergangenen Jahren mit starken Turbulenzen konfrontiert gesehen. Dies betraf sowohl die Konzernführung als auch die wirtschaftliche Situation, nicht zuletzt aufgrund der Coronakrise. Ex-CEO Robert Buchbauer leitete einen Umbau des Konzerns – mitsamt großflächigen Kündigungen in Wattens – ein, mit dem ein Teil des Familienclans nicht einverstanden war. Erstmals übernahm schließlich 2022 mit Alexis Nasard eine familienfremde Person die Unternehmensführung, die Umstrukturierung schritt unter ihm voran. Im vergangenen Jahr schrieb Swarovski laut eigenen Angaben erstmals wieder schwarze Zahlen und wies unterm Strich einen Gewinn aus.

Exit mobile version