Mehr als 900 Millionen Euro Minus soll die ÖGK heuer machen. Der Solidarbeitrag der Ärzte sorgt für Wirbel – und für eine Studio-Attacke auf ZiB2-Anchor Armin Wolf.
Die schlechte Wirtschaftslage und höhere Arbeitslosigkeit führt zu weniger Einnahmen, sagt die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Die ältere Bevölkerung bringt gleichzeitig höhere Kosten mit sich. Die Behandlungen sollen zum Teil eingeschränkt werden. UND: Der Solidarbeitrag der Ärzte soll bei der Sanierung der ÖGK helfen. Das sorgt für Wirbel.
„Bei den Defizit-Prognosen der ÖGK schrillen bei uns die Alarmglocken, schließlich steht hier die Gesundheit unserer Patienten auf dem Spiel“, sagte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, bei einer Pressekonferenz am Montag.
„Desaströser Vorschlag“
Der genaue Blick auf den Vorschlag der ÖGK zeige eine lange Auflistung von Gründen für die finanziellen Nöte, „aber keine Zeile darin befasst sich mit den hausgemachten Strukturproblemen oder den noch nicht genützten Synergieeffekten aus der Kassenfusion“, kritisierte Steinhart.
Stattdessen werde von Ärzten öffentlich ein „Solidarbeitrag“ eingefordert: „Diesen leisten Ärztinnen und Ärzte aber schon zu genüge, indem sie nämlich unter höchstem persönlichem Einsatz für ihre Patientinnen und Patienten eine Gesundheitsversorgung aufrechterhalten, die seit Jahren immer mehr ausgedünnt wird“, sagte Steinhart. Die Folgen des Vorschlags eines „Solidarbeitrags“ seien „desaströs“, so der ÖÄK-Präsident: Es sei weder für junge Ärztinnen und Ärzte motivierend, ins Kassensystem einzusteigen, wenn der Vertragspartner öffentlich so agiere, noch für jene Ärztinnen und Ärzte, die nur noch wenige Jahre eine Kassenpraxis hätten.
„Mit Verlaub, Herr Redakteur“
In der ZiB2 interviewte ORF-Star Armin Wolf am Montagabend den Vize-Obmann der niedergelassenen Ärzte, Dietmar Bayer von der Ärztekammer. Bayer sagt auf die Frage nach dem demographischen Wandel, der ja nicht die Schuld der ÖGK sei, zu Armin Wolf: „Mit Verlaub, Herr Redakteur, das ist kein explosives Wachstum, sondern hat sich über die Jahre so entwickelt. Man hätte das mitbedenken müssen. In fünf Jahren sind 33 % der Ärzte im Kassensystem nicht mehr im System. Das ist das große Planungsversagen.“
„Kurse zum veganen Leben“
Immer mehr Ärzte arbeiten als Wahlärzte, warf Wolf ein. Bayer entgegnete: „Wenn das Kassensystem so schlecht ist und uns ständig Briefe schreibt, wir dürften keine MRTs (Anm.: Magnetresonanz-Tomographie) , keine CTs (Anm.: Computertomografie) machen, wichtige Blutuntersuchungen sollen drei Mal überdacht werden. Aber gleichzeitig bietet die ÖGK Kurse zum veganen Leben, wo wieder Mangelanämien (Anm.: Mangel an roten Blutfarbstoff im Blut – etwa durch Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure) entstehen können, die wir dann nicht überprüfen dürfen.“ Dann sei es verständlich, dass immer mehr Ärzte dem Kassensystem den Rücken zukehren. Den Preis dafür zahlt die österreichische Bevölkerung unter anderem mit längeren Wartezeiten für Arzt-Termine.