Es ist ein historischer Schritt für Jamaika: Bereits 2025 könnte das Land eine Republik werden und König Charles III. durch einen eigenen Präsidenten als Staatsoberhaupt ersetzen.
Am 10. Dezember 2024 legte Marlene Malahoo Forte, Ministerin für Rechts- und Verfassungsfragen, den Entwurf für eine Verfassungsänderung im jamaikanischen Repräsentantenhaus vor. Damit wurde offiziell der Prozess eingeleitet, der den britischen Monarchen als Staatsoberhaupt ablösen soll.
Die Unabhängigkeitsbestrebungen Jamaikas sind nicht neu. Bereits 1962 wurde das Land nach über 300 Jahren Kolonialherrschaft unabhängig, doch die britische Monarchie behielt symbolisch die Rolle des Staatsoberhauptes. Schon 2016 versprach Premierminister Andrew Holness, Jamaika auf den Weg zur Republik zu bringen. Nun wird dieses Vorhaben greifbarer: Ziel sei es, bis zu den nächsten Parlamentswahlen im Jahr 2025 eine Verfassungsreform abzuschließen, um einen nicht-exekutiven Präsidenten an die Spitze des Staates zu setzen.
Die Diskussion über die künftige Staatsform ist längst keine Einzelfrage mehr. Neben Jamaika prüfen auch andere Commonwealth Realms ihre Beziehung zur britischen Krone. Für König Charles III., der nach dem Tod von Queen Elizabeth II. das Amt übernommen hat, ist dies eine heikle Phase. Aktuell ist er Staatsoberhaupt von 14 Ländern, darunter Australien, Kanada und Neuseeland. Jamaika könnte nun den Anfang machen und weitere Staaten zum Nachdenken anregen.
Die jamaikanische Ministerin Forte bezeichnet den Gesetzesentwurf als einen “bisher beispiellosen Fortschritt“ auf dem Weg zu einer Republik. Bevor jedoch ein endgültiger Bruch mit der Monarchie erfolgen kann, müssen mehrere Hürden genommen werden: Der Entwurf wird im März 2025 erneut im Parlament behandelt, bevor er durch einen gemischten Ausschuss überprüft wird. Danach folgt eine Parlamentsabstimmung, ehe die Bevölkerung in einem Referendum das letzte Wort hat.
König Charles scheint die Entwicklungen gelassen zu sehen. Der Monarch betonte bei einem Australien-Besuch im Oktober 2024, dass jedes Land des Commonwealth eigenständig über die Beziehung zur britischen Krone entscheiden dürfe. Diese pragmatische Haltung dürfte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Jamaikas Schritt ein Signal an andere Länder des Commonwealth sein könnte.
Für die Bürger Jamaikas ist dies eine Frage der nationalen Identität und Souveränität. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der historische Moment tatsächlich die Abschaffung der britischen Monarchie auf der Karibikinsel besiegeln wird.