Früher als gedacht: Ab morgen soll bereits kein russisches Gas mehr zur OMV nach Österreich kommen.
Die Auswirkungen für die österreichische Gasversorgung hält sich jedoch in Grenzen, wie OMV-Chef Alfred Stern erst am Donnerstag gegenüber der APA erklärte hatte. Denn der Öl- und Gaskonzern bereite sich seit drei Jahren auf dieses Szenario vor. Das alternative Gas komme aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien.
Wird das Heizen wieder teurer?
Nach dem Scheitern der deutschen Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP ist unklar, ob die deutsche Gasspeicherumlage von 2,5 Euro je Megawattstunde (MWh), wie gegenüber Österreich zugesagt, mit Jahresende 2024 ausläuft. Das dafür notwendige Gesetz wurde im Deutschen Bundestag bisher noch nicht beschlossen. Die Gasspeicherumlage ist eine Art Maut und führt dazu, dass Erdgas, das Österreich über Deutschland bezieht, teurer ist als Gas aus Russland und über Italien.
Sollten durch die ausfallenden russischen Gaslieferungen Ersatzmengen über Deutschland nach Österreich kommen, könnten die Zusatzkosten durch die Gasspeicherumlage Gas in Österreich verteuern. Um wie viel die Gaspreise dadurch steigen, sei jedoch ungewiss, sagte E-Control-Chef Alfons Haber am Freitag im “Ö1-Morgenjournal” des ORF-Radios. Es hänge davon ab, woher die Gasversorger ihre Mengen beziehen. “Das heißt, es ist keine Eins-zu-eins-Aufrechnung auf die Endkundenpreise.”
Die Gaspreise in Europa waren am Donnerstag auf den höchsten Stand seit einem Jahr gestiegen. Terminkontrakte am niederländischen Handelspunkt stiegen um fünf Prozent auf 45 Euro pro Megawattstunde, nachdem die OMV erklärt hatte, Gazprom könnte infolge eines Schiedsgerichtsspruchs die Gaslieferungen stoppen.
“Gaslieferverträge an Börsenpreise geknüpft”
Bei einem russischen Gas-Lieferstopp sieht sich der teilstaatliche Energiekonzern OMV gut gerüstet. “Die OMV bereitet sich auf das jetzt seit knapp drei Jahren vor”, sagte OMV-Chef Alfred Stern im APA-Gespräch. Am Mittwoch waren dem Konzern im Streit mit Gazprom mehr als 230 Mio. Euro Schadensersatz zugesprochen worden, die OMV will den Anspruch mit Zahlungsverpflichtungen an den Gaslieferanten aufrechnen.
Zur Frage, ob das Gas aus alternativen Quellen teurer ist als jenes aus Russland, sagte OMV-Chef Alfred Stern im APA-Gespräch: “Diese Gaslieferverträge sind immer an die Börsenpreise geknüpft”, der Preis werde durch Angebot und Nachfrage bestimmt. “Wenn die Lieferungen ausfallen, wäre kurzfristig zu erwarten, dass es möglicherweise zu einer Erhöhung der Börsenpreise kommt, weil die Lieferquelle ersetzt werden muss”, sagte Stern, die OMV sei darauf aber mit den Lieferverträgen aus anderen Quellen vorbereitet.
Je nachdem, wie die Gazprom reagiert, könne es zu sogenannten Hedging-Verlusten kommen, die jedoch “klein sein werden, im Vergleich zu diesen 230 Millionen”, so Stern am Donnerstag.