Der Grunddurchgang der NFL biegt in die Zielgerade. Plötzlich liegen bei manchen Teams die Nerven blank, nur Kansas CItyCity zittert sich von Sieg zu Sieg.
Das Favoritenfeld in der NFL lichtet sich. Die Kansas City Chiefs, die Buffalo Bills, die Philadelphia Eagles und die Detroit Lions sind wohl die heißesten Teams der Liga im Moment. Dieses Quartett würde ein traumhaftes Halbfinale bilden. Doch im Hintergrund lauern einige Teams, die nach Durchhängern in der ersten Saisonhälfte die Hoffnung auf ein Play-off-Ticket noch nicht aufgegeben haben.
Vor allem bei den Chiefs und bei den Lions gab es beachtliche Siege mit imposanten Rekorden im Zeichen der Aufholjagd. Das, warum diesmal die Kicker teilweise die Hauptrolle des tragischen Helden hatten und was sonst noch diese Woche in der besten Football-Liga der Welt geschehen ist, lesen Sie jetzt im Wochenüberblick:
AFC North: Ravens & Steelers ziehen davon
- Baltimore Ravens – Cincinnati Bengals 35:34
- Washington Commanders – Pittsburgh Steelers 27:28
- Cleveland Browns – Bye Week
Schon am Donnerstag gab es einen Mega-Hit in der AFC North zwischen den Bengals und Ravens. Es wurde auch zum erwarteten Offensiv-Spektakel. Lange Zeit sah es nach dem fünften Saisonsieg für Joe Burrow und Co. aus. Doch nach einer furiosen Aufholjagd führte MVP-Kandidat Lamar Jackson die Ravens zum siebenten Saisonsieg. Während Baltimore weiterhin voll auf Play-off-Kurs ist, beginnt für Cincinnati langsam das große Zittern. Beeindruckend ist aber auch die Saisonbilanz zwischen den Ravens und Bengals. In den bisherigen zwei Spielen gab es nicht weniger als 17 Touchdowns, was einen neuen Saison-Rekord in der NFL bedeutet. Auf einen anderen Rekord verzichtete Baltimore um den Sieg zu fixieren.
Wie ungerecht die Saisonbilanz der Bengals ist, zeigt ein genauerer Blick auf die Statistik. Es war bereits das fünfte Spiel der Saison, in dem man 33 oder mehr Punkte erzielen konnte. Während der Rest der Liga nach so einer Offensivleistung 38 Siege und erst eine Niederlage einstecken musste, setzte es für die Bengals danach bereits 3 Pleiten. Das kümmert hingegen die Steelers nicht. Mit einem überragend aufspielenden George Pickens kämpft man sich zu einem Sieg in der Hauptstadt und behauptet damit die Tabellenführung in der AFC North, auch wenn es in der Schlussphase noch richtig eng wurde.
AFC East: Bei den Jets ist nichts mehr Roger
- Chicago Bears – New England Patriots 3:19
- Indianapolis Colts – Buffalo Bills 20:30
- Arizona Cardinals – NY Jets 31:6
- LA Rams – Miami Dolphins 15:23
Das Auf und Ab bei den New York Jets geht gnadenlos weiter. Jedes Mal, wenn die Hoffnung aufkeimt, dass man doch noch das Feld von hinten aufrollen kann, folgt in dieser Saison ein noch heftigerer Absturz. Das nächste Kapitel war bei der Blamage gegen die Cardinals, die aufs Neue aufgezeigt hat, dass Superstar und Hoffnungsträger Aaron Rodgers wohl seinen Zenit überschritten hat und der Mannschaft in dieser Form nicht weiterhelfen kann. Seine bisherige Bilanz ist sogar noch schlechter als die von Zach Wilson im Vorjahr.
Während die Bills sich auch gegen die Colts nicht die Blöße gegeben haben und weiter ungefährdet Richtung Play-off marschieren, überraschten die Patriots gegen die Chicago Bears mit einer Machtdemonstration, die sie zurück in das Anwärterfeld auf die K.o.-Phase brachte, sofern man nun einen Lauf starten kann. Diesen Lauf wollen nun auch die Miami Dolphins starten. Der Sieg gegen die Rams war der erste von Tua Tagovailoa nach seiner folgenschweren Gehirnerschütterung. Diesmal glänzte vor allem die Delfin-Defense, die gegen die Rams nichts zuließ. Noch dazu konnte Miami damit das totale Florida-Debakel verhindern. Denn ansonsten verloren alle Teams aus Florida in der NFL und am College am Wochenende ihre Spiele. Es wäre das erste Mal gewesen, dass kein einziges Team aus Florida einen Sieg einfahren kann.
AFC South: Vier bittere Niederlagen
- Indianapolis Colts – Buffalo Bills 20:30
- Jacksonville Jaguars – Minnesota Vikings 7:12
- LA Chargers – Tennessee Titans 27:17
- Houston Texans – Detroit Lions 23:26
Wo wer in der AFC South steht, ist nach diesem Spieltag weiter unverändert. Alle vier Teams mussten sich diese Woche geschlagen geben. Die Texans sahen lange Zeit gegen Detroit wie der sichere Sieger aus, ehe die Offensive nicht mehr in Schwung kam. Die Jaguars verloren, ohne einen Touchdown zu kassieren, was dem Maskottchen alles andere als gefallen hatte.
Auch die Titans und die Colts, bei denen sich Bernhard Raimann nach seiner Gehirnerschütterung zurückmeldete, hatten keine Aussichten auf ein Erfolgserlebnis an diesem Spieltag. An den vier Turnovers von Joe Flacco hat der Österreicher aber keine Schuld. Die Texans sind mit sechs Siegen auf Kurs in die Wild Card Round. Dahinter darf sich vor allem Indianapolis noch berechtigte Hoffnung machen. Die Titans und Jaguars brauchen wohl schon ein Wunder.
AFC West: Das Spiel ist erst aus wenn Mahomes gewinnt
- Kansas City Chiefs – Denver Broncos 16:14
- LA Chargers – Tennessee Titans 27:17
- Las Vegas Raiders – Bye Week
Die Serie der Chiefs ist schon fast unheimlich. Der Meister der letzten beiden Jahre ist heuer mit dem Vorhaben gestartet, als erstes Team drei Titel in Folge zu holen. Auch wenn die Leistungen alles andere als überzeugend sind, am Ende ist man seit Weihnachten 2023 unbesiegt und ist nicht vom Kurs abzubringen. Gegen den Divisions-Rivalen aus Denver sah bei auslaufender Uhr alles nach einer Niederlage aus. Der sonst so sichere Broncos-Kicker Will Lutz hatte den Matchball am Fuß. Doch einer der seltenen Field-Goal-Blocks sicherte den neunten Chiefs-Sieg im neunten Saisonspiel. Weiters ist Patrick Mahomes nun der erste Quarterback, der seine letzten neun Spiele mit einem Rückstand von sieben Punkten oder mehr noch drehen konnte.
Die Broncos hingegen sind am heißen Stuhl. Mit fünf Siegen und fünf Niederlagen ist aber immer noch alles möglich für das Team rund um Jungstar Bo Nix. Die Leistung gegen den amtierenden Meister sollte aber Mut für den Rest der Saison machen. Doch heimlich, still und leise haben sich die Chargers an die Spitze zurückgekämpft. Quarterback Justin Herbert ist seit Woche 3 ohne Interception und das Team aus LA hat derzeit den Platz der zweiten Wild Card inne. Entscheidend in den letzten Wochen ist vor allem, dass Herbert und seine Receiver endlich harmonieren und so auch die Offense die nötige Gefahr ausstrahlen kann. Spannend wird es nächste Woche, wenn die Raiders nach ihrer Trainer-Rochade in der Offensive zurückkommen und das Unmögliche möglich machen wollen.
NFC North: Der Winterschlaf der Bären beginnt
- Chicago Bears – New England Patriots 3:19
- Jacksonville Jaguars – Minnesota Vikings 7:12
- Houston Texans – Detroit Lions 23:26
- Green Bay Packers – Bye Week
Lange Zeit war die NFC North die gefürchtetste Division der Liga. Vor allem als der Rookie-Quarterback der Bears, Caleb Williams, in Form kam. Doch seit dem Ausflug der Bären nach London stottert der Motor und Williams sorgt mit schwachen Leistungen für Schlagzeilen. Mittlerweile ist man das erste und einzige Team der Gruppe mit einer negativen Bilanz. Chicago wartet seit 2 Spielen auf einen Touchdown und Williams, der Nummer-1-Pick des letzten Drafts hat nun gegen die Nummer 2 (Jayden Daniels/Washington) und Nummer 3 (Drake Maye/New England) verloren. Dennoch hat man in Chicago die Hoffnung auf die K.o.-Phase noch nicht aufgegeben. Dafür soll es nun nach der folgenden spielfreien Woche auch Änderungen im Offensive-Play-Calling geben. Ebenfalls keinen Touchdown erzielten die Minnesota Vikings. Dennoch konnte man am Ende einen Sieg feiern. Dank der vier Field Goals in Jacksonville ist man weiter auf Erfolgskurs. Allerdings warf Quarterback Sam Darnold nach einer sensationellen ersten Saisonhälfte erstmals seit 7. November 2021 drei Interceptions.
Das wurde allerdings von “Mr. Perfect” Jared Goff übertroffen. Der Lions-Spielmacher hatte gegen Houston eine Horror-Nacht mit fünf Interceptions. Damit hat er in einem Spiel mehr als in der ganzen Saison bisher geworfen. In den letzten 33 Jahren konnten nur Tony Romo (2007) und Matt Ryan (2012) mit einer derart schlechten Einzelleistung ein Spiel gewinnen. Zur Halbzeit lag man bereits 7:23 zurück. Doch mit einer unglaublichen Abwehrleistung kämpften sich die Löwen noch zurück und gewannen dank zwei langer Field Goals von Jake Bates, dessen Cinderella-Story weitergeht, zum achten Mal diese Saison. Bates war vor 18 Monaten noch Verkäufer und hätte sich damals nicht im Traum denken können mittlerweile einer der begehrtesten Kicker der besten Football-Liga der Welt zu sein.
Vor allem der Kampf um die Wild Cards wird in der NFC North spannend. Die Packers kommen nächste Woche nach ihrer Bye Week zurück und wollen in der NFC zumindest die erste Wild Card den Vikings abnehmen.
NFC East: Die Cowboys sind geblendet
- Carolina Panthers – NY Giants 20:17 n. V.
- Washington Commanders – Pittsburgh Steelers 27:28
- Dallas Cowboys – Philadelphia Eagles 6:34
Der Heimfluch der Cowboys geht weiter. Mittlerweile wird nach der vernichtenden Niederlage gegen Erzrivale Philadelphia das Milliarden-Dollar-Stadion dafür verantwortlich gemacht, das Teambesitzer Jerry Jones 2009 in Dallas erbauen hat lassen. Die imposante Fensterfront auf der Breitseite sorgt für Wirbel. Denn aufgrund der tiefstehenden Sonne konnte Superstar CeeDee Lamb etwa einen Ball in der Endzone nicht fangen. Allerdings hätte der eine Touchdown mehr auch keinen Unterschied gemacht. So sind die Cowboys aber das erste Team, das fünf Heimspiele in Folge mit mindestens 20 Punkten Unterschied verloren hat. Denn die Eagles sind mittlerweile in Topform. Während man die letzten Jahre stark startete und im Finish Schwächen zeigte, dürfte sich das heuer umgedreht haben.
Die Commanders mussten durch ihre Niederlage den Eagles an der Spitze der Division Platz machen. Allerdings sorgte bei der Niederlage gegen Pittsburgh eine Millimeterentscheidung für Wirbel. Hätte man Zach Ertz nach dem vierten Versuch das First Down gegeben wäre man in Field-Goal-Reichweite gewesen und hätte die Chance auf den Sieg gehabt. So setzte es die dritte Saisonniederlage.
Für die Giants hingegen ist die Saison nach der bitteren München-Pleite gegen die Panthers wohl endgültig zu Ende. Mittlerweile kursieren Gerüchte, dass Daniel Jones sein letztes Spiel im Trikot der GIantsGiants gemacht hat. Erst recht in Anbetracht der Tatsache, dass man beim derzeitigen Stand der Dinge den ersten Pick im Draft 2025 inne hat.
NFC South: Verkehrte Welt im Süden
- Carolina Panthers – NY GIants 20:17
- Tampa Bay Buccaneers – San Francisco 49ers 20:23
- New Orleans Saints – Atlanta Falcons 20:17
Bryce Young kann es doch. Das war der Tenor der Panthers-Fans nach dem Thriller-Sieg in München. Erstmals hat der junge Quarterback in seiner zweiten NFL-Saison zwei Spiele in Folge gewinnen können. Die Panthers feiern den dritten Sieg und können vor allem deshalb wieder hoffen, weil nun die Division wieder richtig eng ist.
Denn nicht nur Tampa Bay musste sich in einem knappen Top-Spiel gegen die 49ers geschlagen geben. Auch das Top-Team der Division, die Atlanta Falcons, kassierte eine empfindliche Niederlage. Gegen die Saints, beim Debüt von Interims-Head-Coach Darren Rizzi, hatte Kicker Younghoe Koo einen rabenschwarzen Tag. Er schoss gleich drei Field Goals daneben, und das, obwohl er sonst zu den sichersten seiner Zunft zählt. So schöpfen nun auch die Saints neue Hoffnung. Nach dem umjubelten Triumph im Hass-Duell gegen Atlanta liegt man nur noch drei Siege hinter Platz 1 in der Division.
Der neue Chef bei den Saints feierte das auch entsprechend mit. Auch wenn nicht ganz klar ist, wie der Jubel nach dem Spiel zu verstehen war.
NFC West: Die spannendste Division der Liga
Tampa Bay Buccaneers – San Francisco 49ers 20:23
Arizona Cardinals – NY Jets 31:6
LA Rams – Miami Dolphins 15:23
Seatle Seahawks – Bye Week
Noch enger geht es in der NFC West zur Sache. Zwei Siege trennen die führenden Cardinals von den Rams und Seahawks am Ende der Tabelle. Vor allem Arizona gehört zu den heißesten Teams derzeit. Nach einem 1:3-Start gelang der große Turnaround. Seitdem gewann man fünf Partien und kassierte nur noch eine Niederlage. Nicht einmal ein Monster-Sack gegen Kyler Murray konnte die Cardinals gegen die Jets aufhalten.
Noch beeindruckender ist die Geschichte bei den San Francisco 49ers. Während Allzweckwaffe Christian McCaffrey sein lang erwartetes Saison-Debüt feiern konnte, gehörten anderen die Schlagzeilen. Allen voran Ricky Pearsall. Im August wurde der Receiver in einem Einkaufszentrum noch angeschossen, zwei Monate später konnte er seinen ersten NFL-Touchdown erzielen.
Auch Tight End George Kittle sorgte mit einer akrobatischen Einlage für Aufsehen und am Ende wurde auch hier Kicker Jake Moody gefeiert. Denn obwohl er mehrere Field Goals in diesem Spiel verschossen hatte, das entscheidende kurz vor Schluss gelang ihm und so sind die 49ers wieder zurück im Geschäft. Beeindruckend dabei ist auch, dass sie in der Vorwoche spielfrei hatten. Seit 2002 konnten erst zwei Mannschaften das Team San Francisco nach der Bye Week bezwingen.
Die Rams hingegen mussten nach drei Siegen in Folge erstmals wieder eine Niederlage einstecken und stehen ebenso wie die spielfreien Seahawks mit vier Siegen da. Auch wenn vom Division-Sieg bis zur Wildcard noch alle Möglichkeiten da sind, wird es immer knapper in dieser hart umkämpften Division.
Fantasy-TIpp: Plötzlich ist da ein neuer Running Back
Durch das Comeback von Christian McCaffrey verlieren die Mason-Besitzer einen souveränen Läufer. Doch just an diesem Spieltag taucht ein neuer Name auf dem Radar auf. Audric Estimé hat völlig unerwartet die meiste Spielzeit gegen die Kansas City Chiefs von dem Broncos-Running-Back-Trio erhalten. Offensiv-Guru Sean Payton dürfte Gefallen an ihm gefunden haben. Javonte Williams und Jalleel McLaughlin sahen dagegen alt aus. Erinnert beinahe an die Zeit, als ein gewisser Alvin Kamara unter Sean Payton gegenüber Rekord-Spieler Adrian Peterson den Vorzug erhielt.
Auch bei den Quarterbacks dürfte Justin Herbert langsam in das neue System bei den Chargers gefunden haben und wieder eine attraktive Option werden, jetzt wo Sensationsmann Sam Darnold in Minnesota erste bekannte Schwächen zeigt. Davon profitiert auch Quentin Johnston, der sein neuer bester Kumpel unter den Passempfängern werden dürfte. Ein weiterer alter Bekannter ist in New Orleans aufgetaucht. Ohne die Star-Receiver Rasheed Shaheed und Chris Olave übernahm Marquez Valdes-Scantling das Ruder und erzielte gleich zwei Touchdowns.
Off-Topic: Deutschland will mehr, oder eben nicht
Das Krisen-Duell der New York Giants und Carolina Panthers in München war wohl nicht das, was sich die Fans erwartet hatten. Die TV-Quote in RTL blieb erneut unter der Millionengrenze, auch im Stadion dürften einige Fans unzufrieden gewesen sein. Dennoch ging wieder der stimmungsvolle Stadion-Chor mit Sweet Caroline durch die Welt, und der Schiedsrichter begeisterte mit minimalen Deutschkenntnissen.
Auch wenn die Spielansetzung nicht ideal war, will die NFL weiter expandieren. Nächstes Jahr kommt ein Spiel in Madrid dazu, ein Super Bowl in London wird immer konkreter. Jetzt soll auch in Deutschland eine neue Destination gefunden werden. So dürfte Berlin die besten Karten haben, schon bald ein NFL-Spiel präsentieren zu dürfen. Für heuer ist die International Series zu Ende, doch die Anhänger fiebern schon der Auslosung für die Spiele 2025 entgegen.