Die Gesellschaft für Österreichisches Deutsch (GSÖD) sucht in Kooperation mit der APA – Austria Presse Agentur die Nachfolge für “Kanzlermenü”, das letztjährige Wort des Jahres, das auf Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zurückging.
Dieser hatte gemeint, ein Hamburger bei McDonald’s sei die “billigste warme Mahlzeit in Österreich”. Unter den zehn Vorschlägen, die es heuer auf die Shortlist geschafft haben, findet sich diesmal kein Sager eines Volksvertreters.
Nominiert wurden unter anderem “Superwahljahr”, “Renaturierung”, “Swiftie” – so werden Fans der US-Pop-Ikone Taylor Swift genannt – oder “Vokaki”, eine Abkürzung für “Volkskanzler Kickl”, die der Journalist Günther Traxler und der Kabarettist Christoph Grissemann geprägt haben.
Auch Unwort gesucht
Gesucht werden auch das Unwort, das Jugendwort, der Spruch und der Unspruch des Jahres. Unter den Unwort-Kandidaten finden sich “Jahrhunderthochwasser”, “Remigration”, “Volkskanzler” – die Selbstbezeichnung von FPÖ-Obmann Herbert Kickl für den Fall, dass er der nächste Bundeskanzler werden sollte – oder “Talahon”, eine Drohung bzw. Aufforderung an junge Frauen seitens junger Männer mit arabischem Migrationshintergrund, die ins Deutsche übersetzt “Komm mal her!” lautet.
Beim Jugendwort kann zwischen “Aura”, “Brat” – slawisch für “Bruder” bzw. “enger Freund” – “cooked” – die GenZ bezeichnet damit den Zustand anhaltender Erschöpfung – oder “demure” – ein TikTok-Trend, der Bescheidenheit, Zurückhaltung betont – gewählt werden. Etwas irritierend mutet an, dass auch das seit Generationen gebräuchliche gesprächseinleitende “Heast” und “Merksch selba” als Jugendwörter durchgehen – letzteres wird in Westösterreich, speziell in Tirol von allen Altersklassen benutzt, um damit auszudrücken, dass die Gesprächspartnerin bzw. der Gesprächspartner Unsinn von sich gibt.
“Lugner ist immörtal”
Spruch des Jahres könnte “Lugner ist immörtal” werden, der nach dem Ableben des legendären Wiener Baumeisters Richard Lugner kursierte. Daneben nominiert sind “Naturschutz ist kein Verbrechen”, mit dem Umweltschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) einen Polit-Sager des Jahres ablieferte, und “Das Schamgefühl muss die Seite wechseln”, mit dem betont wird, dass von sexualisierter Gewalt Betroffene zukünftig nicht mehr aus Schamgefühl schweigen, sondern die Täter anzeigen sollten.
Die Kandidaten für den Unspruch des Jahres haben FPÖ-Obmann Herbert Kickl, der freiheitliche EU-Mandatar Harald Vilimsky und die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) abgeliefert. “Ob Prognosen stimmen, kann keiner vorhersehen”, hatte Mikl-Leitner im Zusammenhang mit dem Hochwasser in Niederösterreich auf den Vorwurf reagiert, man habe nicht hinreichend und rechtzeitig auf Wetterprognosen reagiert.
“Politisches Hexentrio”, das man “die Peitsche spüren lassen” werde, nannte Vilimsky EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Roberta Metsola, die Präsidentin des Europäischen Parlaments. Kickl bediente sich im Wahlkampf des Vaterunsers, um mit “Euer Wille geschehe” sich einen pseudoreligiösen Anstrich zu geben, wogegen die katholische Kirche protestierte.
Die Online-Abstimmung läuft bis 4. Dezember, die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt einen Tag nach Abstimmungsende.
Die Kür wird jährlich von der GSÖD durchgeführt.