Gebiete etwa entlang der Donau und March werden aktuell von massenhaft Überschwemmungsgelsen umschwirrt.
Wer zuletzt im Garten gesessen ist oder mit seinem Hund einen Ausflug ins Grüne gemacht hat, hat sie bereits gemerkt: Derzeit schwirren hierzulande unzählige Überschwemmungsgelsen als Nutznießer der Hochwasserkatastrophe von Mitte September herum. Ihre Mütter hatten die befruchteten Eier teils vor mehreren Jahren “ins Trockene gelegt, wo ihnen der Geruch verriet, dass dort immer wieder Hochwässer vorkommen”, erklärte der niederösterreichische Ökologe Bernhard Seidel der APA. Sie schlüpften und entwickelten sich nun etwa entlang der Donau und March in Massen zu ausgewachsenen Stechmücken.
Zumeist handelt es sich bei den kleinen Blutsaugern um “Aedes vexans”-Mücken, so der Gelsenexperte. Ihre Körper sind etwa sechs Millimeter groß und so wie die Beine hell-dunkel gestreift. Man könnte sie deshalb mit der entfernt verwandten “Asiatischen Tigermücke” (Aedes albopictus) verwechseln, die Menschen mit verschiedenen gefährlichen Viren infizieren kann. “Die Überschwemmungsgelsen sind zwar irrsinnig lästig und beißen selbst tagsüber zwei Wochen lang, wo es geht, können aber kaum Krankheiten übertragen”, sagte Seidel. Selbst wenn die adulten (erwachsenen, Anm.) Steckmücken irgendwo ein Virus aufschnappen, würden sie es nicht an ihre Kinder weitergeben.
Blutsauger unter Stichzwang
Nach den Überschwemmungen ist das Hochwasser vielerorts noch nicht versickert, unter anderem weil viel Donauschlamm abgelagert wurde und den Boden versiegelt, erklärte er. Dort haben sich die Larven wegen der kühlen Herbsttemperaturen langsamer als im warmen Frühling (in rund drei statt einer Woche) zu adulten Stechmücken entwickelt. Besonders betroffen wären etwa entlang der Donau das Eferdinger Becken (OÖ), das Machland (OÖ und NÖ), das Tullnerfeld und das Gebiet östlich Wiens (beides NÖ). Auch an der March etwa in Hohenau und Angern (NÖ) gibt es derzeit massenhaft Überschwemmungsgelsen. Sie werden in den kommenden Tagen und Wochen ihre Gelege ablegen. Zuvor müssen sie stechen und Blut saugen. Darin sind nämlich Eiweißstoffe, die für Reifung der Gelseneier unbedingt vonnöten sind.
Spuk hat bald ein Ende
Dass sie trotzdem weniger zur Plage werden als im späten Frühling oder Sommer liegt an den Menschen und nicht Mücken, so Seidel: “Wir sitzen in dieser Jahreszeit vermehrt in der Schule oder in Büros, und halten uns auch in der Freizeit weniger draußen auf”, erklärte er. Man würde die vielen Gelsen also weniger wahrnehmen und sei nicht so stark mit ihnen konfrontiert. Die adulten Tiere verschwinden in etwa zwei Wochen wieder, und sie können im Gegensatz etwa zu Hausgelsen (wie den “Gemeinen Stechmücken” – biologisch “Culex pipiens”) nicht überwintern. Dies vermögen nur ihre Eier, die Gelsenweibchen wieder dort ins Trockene legen, wo sie geruchlich feststellen, dass es ein Hochwassergebiet ist.