Die Polizei verschärft den Kampf gegen Fluchtfahrer mit sogenannten Stop Sticks. Dabei handelt es sich um eine Art von Nagelsperren.
Wien. Die prismenförmigen mit Metallstiften besetzten Kunststoffstäbchen sollen – blitzschnell auf die Fahrbahn aufgelegt – für platte Autoreifen bei Lenkern sorgen, die vor der Polizei Reißaus nehmen. Rund 1.600 Systeme sollen laut Innenministerium österreichweit angeschafft werden, 230 Stop Sticks sind schon im Einsatz, unter anderem in Tirol.
“Das sind drei ein Meter lange Kunststoffhüllen, in die mit Spitzen geladene Kassetten reingeschoben werden und die mittels einer Art Schnur verbunden sind”, erklärte Erich Lettenbichler, Leiter der Einsatzabteilung der Landespolizeidirektion Tirol, gegenüber der APA. “Sie werden erst unmittelbar vor dem flüchtenden Fahrzeug auf die Fahrbahn gezogen, damit das da drüber fährt”, so Lettenbichler. Verwendet werden die Stop Sticks unter anderem im Zuge von Alarmfahndungen nach Straftaten – “zum Beispiel nach Bankomatensprengungen”.
Anhaltung von Fahrzeugen ohne Gefahr
Naturgemäß müssten die rechtlichen und geografischen Rahmenbedingungen passen, so Lettenbichler. Speziell bei aggressivem Fluchtverhalten sollen die neuen Tools die Anhaltung von Fahrzeugen ohne Gefahr für die Allgemeinheit aber auch für den Lenker ermöglichen, erklärte Lettenbichler. “Das Fahrzeug verliert die Luft und wird schwerer lenkbar, bleibt aber spurtreu und kommt dann zum Stillstand, es hat aber nicht den Effekt, dass ein Reifen dadurch platzt und das Auto unkontrollierbar wird.”
In Tirol hatte dadurch ein Lenker angehalten werden können, der im Zuge einer internationalen Fahndung wegen eines Entführungsfalles gesucht worden war. “Er missachtete mehrere Anhaltungsversuche und wurde letztendlich mit einem Reifenentlüftungssystem gestoppt”, schilderte der Offizier.
Finale Erprobungsphase
Die derzeit österreichweit 230 in Verwendung befindlichen Sticks seien derzeit in der finalen Erprobungsphase, hieß es vom Innenministerium. Die Entscheidung dafür sei nach “einer Analyse von polizeilichen Fahrzeuganhaltungen und Anhaltungsversuchen bzw. Fahrbahnsperren” Mitte 2024 gefallen. “Dabei wurde festgestellt, dass der Einsatz probater technischer Mittel zur Fahrzeuganhaltung etwaigen Gefährdungen von Menschen stärker vorbeugen kann”, teilte ein Sprecher auf APA-Anfrage mit. Zusätzlich sei auch der Kauf von Stop-Stick-Trainingssystemen geplant. Der Endausbau soll bis 2026 abgeschlossen sein, jeder Streifenwagen dann über einen Stop-Stick verfügen, hieß es.