Noch immer ein Tabu: 40 Prozent aller Frauen in den Wechseljahren leiden unter Blasenschwäche. Was dahinter steckt und wie die Blase gestärkt werden kann.
Blasenprobleme können verschiedene Ursachen haben. Der in der Perimenopause auftretende Östrogenmangel und das zunehmende Alter führen dazu, dass die Blase schwächer wird. Es kommt zu einer schlechteren Durchblutung der Schleimhäute, sie werden dünner, trockener, rissiger. Das kann zu einer Senkung der Harnblase und der Gebärmutter führen. Die Folge davon ist vermehrter Harndrang oder ungewollter Harnabgang beim Niesen, Husten oder beim Sport. Doch dagegen lässt sich etwas unternehmen. Es gibt Möglichkeiten die Blase zu stärken. Dr. Marianne Leitsmann von der Universitätsklinik für Urologie in Graz erklärt die Symptomatik und was frau tun kann.
Welche urologischen Symptome treten bei Frauen in den Wechseljahren auf?
Dr. Marianne Leitsmann: Während der Wechseljahre können Frauen verschiedene urologische Symptome erfahren. Die Harninkontinenz nimmt zu. Hier stellt das Alter – neben Geburten, Übergewicht und Operationen – den Haupt-Risikofaktor für einen Urinverlust beim Husten oder bei Belastung dar. Weiters treten insbesondere Blasenentzündungen aufgrund der hormonellen Veränderungen häufiger auf. Diese können auch wiederkehren. Auch die sogenannte ,Reizblase‘, die sich durch häufiges Wasserlassen äußert, kann öfter auftreten. Teilweise ist der Drang so stark, dass auch hier Urin verloren wird.
Wie viele Frauen in den Wechseljahren sind von diesen verschiedenen urologischen Symptomen betroffen?
Dr. Leitsmann: Die genaue Häufigkeit urologischer Symptome bei Frauen in den Wechseljahren kann je nach Studie und betrachteter Population unterschiedlich sein. Es wird geschätzt, dass bis zu 40 Prozent der Frauen in den Wechseljahren unter Harninkontinenz leiden. Mehr als zwei Drittel der Betroffenen haben sich dabei noch nie in ärztliche Behandlung begeben. Etwa 10 bis 30 Prozent der Frauen in den Wechseljahren erleben mindestens eine Harnwegsinfektion pro Jahr. Insgesamt erlebt jede zweite Frau einmal in ihrem Leben eine Harnwegsinfektion.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Dr. Leitsmann: Es liegt nahe, dass im Vordergrund der Therapie von urogenitalen Beschwerden in den Wechseljahren die Beseitigung eines Hormonmangels steht. Eine effektive und risikoarme Therapie ist dabei die lokale Behandlung mit Östrogenen in Form von Cremes oder Zäpfchen, die sich zur Vorbeugung von wiederkehrenden Blasenentzündungen oder der Reizblase bewährt. Basis dazu ist eine ausreichende Trinkmenge kombiniert mit Intimhygiene. Auch zu empfehlen ist eine regelmäßige Physiotherapie zur Förderung der Beckenbodengesundheit, insbesondere bei unwillkürlichem Urinverlust.
Was ist bei der Therapie von Frauen in den Wechseljahren besonders zu beachten?
Dr. Leitsmann: Wichtig für die richtige Behandlung ist ein ausführliches ärztliches Gespräch über die aktuellen Beschwerden, die Durchführung einer darauf abgestimmten Diagnostik und eine Beratung über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten. So kann man anhand der Beschwerden, der Risikofaktoren und etwaiger Nebenerkrankungen ein personalisiertes Management anstreben. Wichtig ist, über die Beschwerden zu sprechen – nur so kann geholfen werden!