Die Rezession in Deutschland und Österreich im Vorjahr hat auch die gemeinsamen Handelsbeziehungen schrumpfen lassen. Die deutschen Exporte nach Österreich gingen 2023 im Vergleich zum Jahr davor um 9,2 Prozent auf 81,9 Mrd. Euro zurück, die Importe verringerten sich um 6,1 Prozent auf 54,6 Mrd. Euro. Das teilte die Deutsche Handelskammer in Österreich (DHK) mit Verweis auf Daten des deutschen Statistischen Bundesamts (Destatis) am Mittwoch mit.
‘Österreich wichtigster Handelspartner’
“Die Position Österreichs im Ranking der wichtigsten Handelspartner bleibt aber trotz aller Konjunkturschwankungen und globaler Krisen stabil”, sagte der DHK-Präsident in Österreich, Hans Dieter Pötsch, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Laut Schätzungen der Handelskammer sicherten über 4.000 in Österreich aktive deutsche Unternehmen rund 360.000 Jobs hierzulande ab. Zu den größten deutschen Unternehmen in Österreich zählt Rewe (u.a. Adeg, Billa, Bipa, Penny). Deutschland ist für die österreichische Wirtschaft mit Abstand der wichtigste Exportmarkt, Österreich ist für Deutschland aktuell das siebent wichtigste Exportland. “Einen wesentlichen Einfluss” auf das schrumpfende bilaterale Handelsvolumen beider Länder im Vorjahr habe der rückläufige Handel mit Erdöl und Erdgas gehabt, sagte Pötsch.
“Allerdings gibt es in der wirtschaftlichen Entwicklung und in der Wettbewerbsfähigkeit beider Länder Luft nach oben”, merkte der Interessenvertreter an. Pötsch wünscht sich von der Politik eine stärkere Kooperation bei der Energieversorgung, verbesserte Rahmenbedingungen für Bildung und Innovation und den Abbau von Bürokratie sowie den Ausbau internationaler Kooperationen (u.a. Mercosur-Abkommen). Als positive Entwicklungen führte der Interessenvertreter den Ausbau der West-Austria-Gasleitung (WAG) und die Zusammenarbeit beider Länder im Bereich Wasserstoffversorgung beim “H2-Südkorridor” an.
Wunsch nach ‘Reform der Politik’
Auch Wifo-Chef Felbermayr wünscht sich Reformen von der Politik: “Der Strompreis muss für alle Akteure nachhaltig niedrig sein.” Auch gebe es Handlungsbedarf beim Gaspreis, weil dieser in Europa sechsmal so hoch wie in den USA sei. Statt Protektionismus sollte die Politik auf eine Offenheit setzen, das wichtigste Projekt zur Wachstumsbeschleunigung sei der weitere Ausbau des Binnenmarktes. “Hier geht es um die Umsetzung einer Energieunion, einer Kapitalmarktunion und einer gemeinsamen Infrastrukturoffensive”, so Felbermayr.
Pötsch ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG sowie Vorstandsvorsitzender der Porsche SE. Die Offensive der chinesischen E-Autohersteller sieht der Autobauer-Vertreter relativ gelassen. Auch der Vormarsch der japanischen und koreanischen Autohersteller habe vor mehreren Jahrzehnten die europäische Autoindustrie “besser gemacht”. Es gebe “keinen Grund für weitreichende Maßnahmen”, so Pötsch. Die EU-Kommission kündigte im vergangenen Herbst eine Antisubventionsuntersuchung zu Importen von Elektrofahrzeugen aus China an. Felbermayr sieht Zölle auf chinesische E-Autos kritisch. Wenn die EU diese einführe, werde China wohl Zoll-Gegenmaßnahmen ergreifen. Dies werde dann andere Industrien schädigen. Die Drohung mit Zöllen dürfe man nur “mit größter Vorsicht” einsetzen.