Auf dem Weg von Italien in die Ukraine war die (Heim-)Reise von acht Krankenpflegerinnen – als es auf halber Strecke auf der 1.800-Kilometer-Fahrt zehn Minuten vor Sonnenaufgang zur Katastrophe kam.
NÖ. Neue Entwicklungen gibt es im Fall der vier getöteten Ukrainerinnen, die bei der Ausfahrt vom ASFINAG-Parkplatz Gleissenfeld bei Scheiblingkirchen, auf unfassbare Art und Weise sterben mussten: Wie jetzt bekannt wurde, hatten alle Insassen – außer dem Fahrer – geschlafen, als der Chauffeur Vasyl Borisovic T. (52) aus noch nicht geklärter Ursache mit mutmaßlich verzögerter Reaktion auf einen spanischen Kühllaster auffuhr.
Anwalt will Enthaftungsantrag stellen
Gegen den zweitbeteiligten Fahrer, den Peruaner am Steuer (43) des vom hier tatsächlich äußerst kurzen Beschleunigungsstreifen auf die Autobahn einbiegenden Lkw wird ebenfalls wegen fahrlässiger Tötung ermittelt – die Frage ist, ob er ordnungsgemäß beim Einreihen auf die erste Spur der A2 Vorrang gegeben und auf den hinter ihm daherbrausenden Autobahnverkehr geachtet hatte. Gegen ihn wird aus unverständlichen Gründen nur auf freiem Fuß ermittelt – während Vasyl T. aus Czernowitz (wo die Reise auch hingehen hätte sollen) wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr in Wiener Neustadt in U-Haft genommen wird.
Der Anwalt des Ukrainers, Roman Tenschert, wird noch in den kommenden Tagen einen Enthaftungsantrag stellen. Die Fluchtgefahr könnte mit einer entsprechenden Kaution gebannt werden, die Verabredungsgefahr erübrigt sich mit der Einvernahme aller Unfallbeteiligten, vor allem mit den überlebenden drei ukrainischen Frauen.
Keine Bremsspur festgestellt
So gut wie ausgeschlossen sein soll indes, dass Vasyl T. betrunken gewesen ist. Ob er zu schnell dran war, wird noch zu klären sein – vor Ort konnten jedenfalls keine Bremspuren festgestellt werden. Eine Übermüdung kann nicht ausgeschlossen werden, wird aber vom Fahrer selbst dementiert. 820 nächtliche Autobahn-Kilometer hatte der Profi-Chauffeur, der in Varese bei Mailand in Italien gestartet war, schon hinter sich – und dabei auch eine Kaffeepause eingelegt. In Wien hätte dann ein zweiter Fahrer zusteigen und das Steuer des Mercedes Sprinter übernehmen sollen, um die restlichen 1.000 Kilometer nach Cernowitz in Angriff zu nehmen. Doch dazu sollte es leider nicht mehr kommen.