Nach der überraschend erfolgreichen Heim WM mit RTL-Gold und Super-G-Silber durch Raphael Haaser bzw. Abfahrts-Silber durch Vincent Kriechmayr hofft ÖSV-Herrenchef Marko Pfeifer auf ein Happy End im Weltcup.
Ohne Saisonsieg bzw. ohne Podestplatz nach Saalbach gekommen, haben die ÖSV-Herren mit drei Medaillen die Erwartungen bei der Heim-WM weit übertroffen. Ausschlaggebend dafür war, so Cheftrainer Pfeifer, “dass wir ruhig geblieben sind und auf unsere ansteigende Formkurve vertraut haben”. Außerdem verweist der Kärntner auf den Heimvorteil hin und den “zwölften Mann”. Unvergessen ist die Welle der Begeisterung, mit der Haaser, Kriechmayr & Co. in die WM-Arena in Saalbach eintauchten. Jetzt will Pfeifer den positiven Spirit in die letzten fünf Weltcup-Stationen mitnehmen – und er denkt bereits an die Olympia-Saison 2024/26, für die er vielversprechende Pläne hat.
oe24: Herr Pfeifer, wie läuft das Abfahrts-Projekt Raphael Haaser?
MARKO PFEIFER: Es war ursprünglich der Plan, dass Raphael in dieser Saison auch Abfahrten mitnimmt, wobei der Riesentorlauf immer seine Kerndisziplin bleiben sollte, da wollten wir ihn an die Weltspitze bringen. Jetzt ist er trotz Knieverletzung Weltmeister geworden. Im Super-G hat er in Beaver Creek seine Klasse angedeutet und sich danach leider verletzt. Umso sensationeller sein Wiedereinstieg mit dem 2. Platz in Kitzbühel. Das war der Wahnsinn. Das Abfahrts-Projekt wird sich ergeben. Logisch, dass ihm die technischen Abfahrten wie Bormio und Kitzbühel liegen sollten.
oe24: Wenn das aufgeht, dann hätten auch wir einen “Odermatt”: Haaser wäre dann in der Abfahrt, im Super-G und im RTL vorn dabei und könnte um den Gesamtweltcup mitfahren …
PFEIFER: Das ist jetzt ein bissl weit hergeholt. Aber das Potenzial dazu hätte er – wenn er im Riesentorlauf und im Super-G konstant vorn mitfahrt, können wir vielleicht in zwei Jahren davon reden. Bis dahin haben wir viele Hausaufgaben zu erledigen.
“Marco Schwarz war nach knapp verpasstem Bronze richtig angepisst”
oe24: Marco Schwarz wurde als Gesamtweltcup-Führender im Dezember 2023 durch eine schwere Knieverletzung gestoppt. Ist die WM in Saalbach für ihn zu früh gekommen?
PFEIFER: Marco hat die WM mit 80 Prozent seiner Leistungsfähigkeiten bestritten. Wenn er den Fehler im 2. Riesentorlauf-Durchgang nicht macht, hat er trotzdem eine Medaille. So haben ihm zwei Zehntel auf Bronze gefehlt, und er war so richtig, richtig angepisst. Mit seinem 5. Platz hat er mich trotzdem überzeugt. Jetzt wird er seine Comeback-Saison hoffentlich gut zu Ende fahren und im nächsten Jahr hoffentlich mit 100 Prozent angreifen.
oe24: Wird er dann auch wieder die Speeddisziplinen bestreiten?
PFEIFER: Darüber werden wir reden, wenn er wieder bei 100 Prozent ist. Klar liegt ihm auch das Speed-Fahren am Herzen.
oe24: Haben Sie Manuel Feller nach dem Blech-Pech im abschließenden WM-Slalom wieder aufgerichtet?
PFEIFER: Jaja, dem geht’s schon wieder gut. Schade, dass es nicht für die Medaille, die er sich so sehr erwartet hat, gereicht hat. Dass er schon im Vorfeld von der wichtigsten Woche seiner Karriere gesprochen hat, hat nix mit dem Ausgang zu tun. Das ist der Manu, er kommuniziert das offen.
oe24: Noch eine Frage zu Matthias Mayer: Er hat nach seinen Vorläufer-Auftritten in Saalbach gemeint, ihr würdet euch zusammensetzen und ein eventuelles Comeback nächste Saison durchsprechen. Ist das schon passiert?
PFEIFER: Nein, das dauert noch. Er ist hin- und hergerissen. Ich hab gesagt: Matthias, lass dir bis Mitte März Zeit. Ganz überzeugt ist er noch nicht. Fakt ist: Er lebt für den Skisport und es geht ihm sehr gut. Ich hab ihm auch gesagt: Wenn du wieder einsteigst, musst du dir bewusst sein, was das bedeutet. Du willst ja dann auch wieder vorne mitfahren und Rennen gewinnen.
oe24: Voraussetzung dafür, dass Mayer wieder Weltcuprennen fährt ist, dass er wieder im Dopingtest-Pool ist. Hat er sich dafür inzwischen angemeldet?PFEIFER: Jaja, das haben wir im Griff. Das muss sechs Monate vorher passieren und geht sich bis zu den Rennen in Beaver Creek (Speedrennen Anfang Dezember) locker aus.