Einen Tag nach Stephanie Veniers Gold-Coup hat Raphael Haaser die nächste Medaille mit WM-Silber nachgelegt.
Erneut wurde das “Home of Snow” des Österreichischen Skiverbandes in Saalbach-Hinterglemm zum abendlichen Feiertempel. Haaser genoss das Bad in der Menge seinem Naturell entsprechend ruhig und gönnte sich danach mit Teamkollegen einen Absacker. Die digitalen Glückwünsche von Bundespräsident Alexander Van der Bellen beantwortete der Tiroler mit einem “Donkschea”.
Die Super-G-Medaille in der Heimat sei emotional “schon noch einmal eine Stufe höher” als die Bronze-Medaille in der Kombination vor zwei Jahren, sagte Haaser. Zumal die Kombination oftmals belächelt wurde. “Wenn man die Dichte bei diesem Bewerb angeschaut hat, war es für viele das ungute Stiefkind. Schön für mich, dass ich es jetzt auch in einem richtigen Bewerb geschafft habe.”
Familiäres Fachsimpeln
Der “Iceman”, wie der Fan von Formel-1-Legende Kimi Räikkönen im Team auch genannt wird, wurde seinem Spitznamen nicht nur im Rennen gerecht. Gegen Ende eines langen Tages mit früher Besichtigung, Rennen, Interviews, Dopingkontrolle, kurzer Verschnaufpause im Hotel, Siegerehrung und wieder Interviews taute der Tiroler vom Achensee aber auf. Er sprach über die Liebe zum Motorsport. Und das Los als Kind einer skiverrückten Familie.
Papa Rene stand lange Jahre Schwester Ricarda Haaser als Servicemann zur Seite. Auch Mama Simone ist als Skilehrerin vom alpinen Fach, Onkel und Tante fuhren sogar im Weltcup. “Sie wissen, um was es geht und haben Verständnis, wenn es nicht so läuft”, sagte Haaser, ehe er schmunzelnd nachsetzte: “Jetzt denke ich mir oft, es wäre mir recht, wenn sie nicht so viel Ahnung hätten, dann würden sie nicht so oft dreinreden.”
“War ungestüm und dumm”
Er wisse nicht, was ihn aktuell im Super-G so schnell mache, sagte Haaser, der schon mit Platz zwei in Kitzbühel nach Verletzungspause überrascht hatte. “Es ist der Preis von stetiger Arbeit. Ich war früher oft ungestüm und dumm, weil ich an falschen Stellen zu viel riskiert habe. Das musste ich auf die harte Tour lernen.” Neben der Erfahrung – “wenn man jung ist und in den Weltcup kommt, glaubt man sowieso, man kann sich nur selber schlagen” – stimme aktuell einfach das Gesamtpaket. “Wenn’s lafft, dann lafft’s.”
Die nächsten Ziele des 27-Jährigen liegen auf der Hand. “Erster Weltcupsieg ist sicher ein großes Ziel. Ich hoffe, dass es mir früher oder später doch noch gelingt und ich nicht nur Zweiter werde”, sagte der viermal Zweitplatzierte im Weltcup. Die Trainer trauen ihm den nächsten Schritt aufs oberste Treppchen durchaus zu. “Raphi hat sich vom Kopf her extrem entwickelt. Er bleibt cool, nachdem er eine Zeit lang schon gekämpft hat und es im Rennen meistens nicht gebracht hat”, sagte Speed-Gruppentrainer Sepp Brunner. “Wir haben immer gewusst, er ist einer der besten Skifahrer. Jetzt wird er reifer.”