Wien. „Jetzt müssen alle noch schnell ihre Palmers-Münzen einlösen“, meint ein Mann, als er liest, dass im Jänner die Gehälter nicht mehr bezahlt worden sind. Droht Palmers ein Kika/Leiner-Schicksal mit großer Pleite und anschließender Versteigerung des Inventars? Das Unternehmen bestreitet das.
Statement. „Die Palmers Textil AG bestätigt Gespräche mit Investoren und forciert den angekündigten Restrukturierungsplan. Es gibt aktuell, wie berichtet, eine Verzögerung der Auszahlung der Jänner-Gehälter. Palmers arbeitet mit Hochdruck an einer nachhaltigen Lösung“, heißt es von einer Sprecherin gegenüber der Tageszeitung ÖSTERREICH. Auf Nachfrage bestätigt man: „Im Zuge der Maßnahmen gab es vorsorglich eine Meldung beim Frühwarnsystem des AMS. Aktuell ist nicht abschätzbar, ob und in welchem Umfang es zur Umsetzung dieser Maßnahme kommt. Die höchste Priorität ist eine nachhaltige Fortführung des Unternehmens und die Sicherstellung der Arbeitsplätze der Mitarbeiter.“
Gehälter nicht bezahlt, Kündigungen im Raum
Seit Anfang des Jahres wird die Situation für Palmers immer brenzliger. Palmers – das österreichische Traditionsunternehmen schlechthin. Gegründet wurde es 1915 – hundertundzehn Jahre später hat man zahlreiche Filialen in Österreich und Mitteleuropa, beschäftigt rund 500 Mitarbeiter. Die Eigentümer, die Brüder Luca und Tino Wieser sowie Matvei Hutman, kämpfen jetzt um das Überleben ihres Unternehmens.
Corona-Kredit. Finanzexperten nennen auch einen Corona-Kredit als Grund für die finanzielle Schieflage. Rückzahlung Ende Juni fällig, ausreichend Cash dafür hat Palmers nicht. Im Jahresabschluss heißt es: „Eine wesentliche Annahme für die positive Fortbestehensprognose ist die Verhandlung über die am 30.6.2025 fällig werdenden Kredite in Höhe von 14,418 Mio. Euro (Cofag).“
Die Verhandlungen sind laut Insidern gescheitert. „Der Anteil des Cofag-Kredites an den Gesamtschulden beträgt 33 Prozent. Somit ist davon auszugehen, dass der Staat der größte Gläubiger ist“, sagt Finanzombudsmann Mag. Gerald Zmuegg. Eine Garantie stellt beim Corona-Kredit sicher, dass sich die Bank für 90% der Kreditsumme beim Staat schadlos halten kann, wenn Palmers diesen nicht fristgerecht zurückbezahlt. Im Fall Palmers ist das die RLB OÖ.
Zmuegg: »Garantie muss kritisch beäugt werden«
Kritik. Finanzombudsmann Zmuegg sieht die Gewährung des garantierten Covid-Kredits durch die mittlerweile aufgelöste COFAG (unter Schwarz-Grün) kritisch: „Anzumerken ist, dass im Zuge der Einräumung des COFAG-Kredites stichtagesbezogen die freifinanzierten Kreditlinien massiv zurückgegangen waren.“
Unter der Annahme, dass für den ursprünglichen Kredit keine vergleichbaren Sicherheiten dienten, bedeutete die Einräumung der Garantie eine bedeutende Risikobesserstellung für die finanzierende Bank. „Die Garantie muss kritisch beäugt werden“, sagt Zmuegg. Die Zukunft von Palmers hängt am seidenen Faden und an einem hohen Corona-Kredit.