Start-up-Barometer: Finanzierungsvolumen sank um 17 Prozent auf 578 Mio. Euro – KI-Boom verhinderte stärkeren Rückgang
Die Investitionen in heimische Start-ups sind aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage bereits seit drei Jahren rückläufig. Das gesamte Finanzierungsvolumen verringerte sich gegenüber 2023 um 17 Prozent und betrug 578 Mio. Euro – der niedrigste Wert seit 2020, wie das Start-up-Barometer für 2024 des Wirtschaftsprüfers EY zeigte. Auch die Anzahl der Finanzierungsrunden nahm ab – nur im Bereich der Künstlichen Intelligenz zeigte sich ein Aufschwung.
Für die Auswertung wurden Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt, berücksichtigt. Insgesamt ging die Anzahl der Finanzierungsrunden – der Zeitraum, in dem Unternehmen Investorinnen und Investoren zur Kapitalbeschaffung suchen – um 19 Prozent zurück.
Insgesamt heuer 149 Abschlüsse
Konkret kam es zu 149 Abschlüssen. Vor allem sogenannte Scale-ups, also jene Unternehmen, die sich in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase befinden und ein beschleunigtes Wachstum erleben, seien von der Situation betroffen. “Große Anschlussfinanzierungen im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich sind kaum realisierbar, was die Umsetzung langfristiger Wachstumspläne massiv erschwert”, so Florian Haas, Leiter des Start-up-Bereichs bei EY, in einer Aussendung.
168 Mio. Euro in Start-ups mit KI investiert
Mehr als jede vierte Finanzierungsrunde (28 Prozent) betraf 2024 ein Start-up, das einen KI-Schwerpunkt hatte. Beim investierten Kapital zeige sich der “KI-Boom” in Österreich noch deutlicher: Insgesamt 168 Mio. Euro wurden 2024 in Start-ups, die KI in ihrem Geschäftsmodell nutzen, investiert. Im Vorjahr waren es noch 77 Mio. Euro. “Dieser klare Fokus der Investorinnen und Investoren zeigt, dass KI nicht nur ein Hype ist, sondern als Schlüsseltechnologie mit enormem Potenzial wahrgenommen wird”, so Haas. Generell schlossen Tech-Start-ups 2024 die meisten “Deals” (40 Prozent) ab.
Die Top 3 Kapital-Spritzen in Wien und OÖ
Am erfolgreichsten beim Kapital lukrieren waren 2024 jene Start-ups, die ihren Hauptsitz in Wien haben. Der Marktanteil von Start-ups aus Wien lag bei 68 Prozent. Oberösterreich landete mit 18 Prozent auf dem zweiten, Niederösterreich mit sechs Prozent auf dem dritten Platz.
Die größten Finanzierungssummen erhielten:
- Gropyus aus Wien (Nachhaltige Entwicklung von Mehrfamilienhäusern) mit 100 Mio. Euro
- Storyblok aus Oberösterreich (flexibles, moderneres CMS-System) mit 74 Mio. Euro
- Prewave aus Wien (KI-Plattform zur Risikoerkennung in Lieferketten) mit 63 Mio. Euro.
Trotz der Rückschläge habe sich das “österreichische Start-up-Ökosystem” in den vergangenen zehn Jahren professionalisiert und weiterentwickelt. Es brauche jedoch gezielte Maßnahmen, etwa den Abbau bürokratischer Hürden und die Etablierung eines Dachfonds – um das “strukturelle Problem der Wachstumsfinanzierungen” zu lösen.