Die Regisseure Joe und Anthony Russo sind bekannt für Superlative. Nach dem Mega-Erfolg von „Avengers: Endgame“, der zwischenzeitlich zum erfolgreichsten Film aller Zeiten wurde, setzten sie mit teuren Netflix-Produktionen wie „The Gray Man“ neue Maßstäbe. Mit “The Electric State” toppen sie alles

Die Geschichte von „The Electric State“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Simon Stålenhag. Der Film spielt in einer alternativen Vergangenheit, in der einst von Walt Disney entwickelte Roboter zum festen Bestandteil des Alltags wurden. Doch irgendwann lehnen sich die Maschinen gegen die Menschen auf – es kommt zum Roboter-Aufstand. Dank modernster Drohnen-Technologie gewinnen die Menschen den Krieg, und die verbliebenen Bots werden in eine Exklusionszone verbannt. Hier setzt die Handlung ein: Die junge Michelle (Millie Bobby Brown) erfährt, dass ihr totgeglaubter Bruder Chris (Woody Norman) in dieser verbotenen Zone überlebt haben soll. Um ihn zu finden, begibt sie sich auf eine gefährliche Reise. Doch allein hat sie keine Chance. Deshalb schließt sie sich dem zwielichtigen Schmuggler Keats (Chris Pratt) an.

Die visuelle Umsetzung von „The Electric State“ ist beeindruckend. Die Welt, die die Russos erschaffen, ist detailreich, kreativ und voller faszinierender Roboter. Besonders die Robo-Zivilisation in der Exklusionszone bietet ein wahres Feuerwerk an fantasievollen Designs und spektakulären Animationen. Doch während die Bilder überzeugen, schwächelt die Story. Die Handlung folgt altbekannten Mustern und überrascht kaum. Obwohl der Film eine tiefere Botschaft über den Umgang mit Technologie vermitteln will, bleibt sie letztlich oberflächlich. Am Ende wirkt die Aussage, dass die echte Welt ohne virtuelle Ablenkung doch am schönsten ist, eher aufgesetzt als überzeugend.

Chris Pratt und Millie Bobby Brown ohne echte Chemie

Ein weiteres Problem: die Charaktere. Während Chris Pratt einmal mehr seinen bekannten Star-Lord-Charme abspult – diesmal mit 90er-Jahre-Frisur –, bleibt die Beziehung zwischen ihm und Millie Bobby Brown erstaunlich blass. Die beiden Hauptfiguren entwickeln keine echte Dynamik, was den emotionalen Kern des Films schwächt. Dafür punkten die Roboter-Sidekicks. Besonders Herman, gesprochen von Anthony Mackie, sorgt mit seinem trockenen Humor für die besten Momente des Films. Weniger überzeugend ist dagegen Stanley Tucci als schurkischer Tech-Mogul – eine Mischung aus Elon Musk und Steve Jobs, die allerdings völlig blass bleibt.

„The Electric State“ liefert atemberaubende Animationen und eine beeindruckend gestaltete Welt. Doch trotz des Rekord-Budgets von 320 Millionen Dollar (!) bleibt der Film inhaltlich hinter den Erwartungen zurück. Die vorhersehbare Handlung und die mangelnde Chemie zwischen den Hauptfiguren verhindern, dass das Werk wirklich mitreißt.

Ein teurer Augenschmaus – aber kein neues Meisterwerk der Russos.

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