Eine gewaltige Explosion am Himmel, die hunderte Male stärker ist als die Hiroshima-Bombe. Schockwellen, die alles im Umkreis von Kilometern dem Erdboden gleichmachen. Klingt wie ein apokalyptisches Szenario aus einem Hollywood-Blockbuster? Leider ist es das nicht.
Ein neu entdeckter Asteroid, fast so groß wie ein Fußballfeld, hat eine reale Chance, in etwa acht Jahren mit der Erde zu kollidieren. Sollte es tatsächlich zu einem Einschlag kommen, könnte dies eine Stadt und ihre Umgebung komplett auslöschen – je nachdem, wo der Asteroid auftrifft.
Ein seltenes Phänomen
Der Asteroid mit dem Namen 2024 YR4 wurde erstmals am 27. Dezember 2024 vom El-Sauce-Observatorium in Chile gesichtet. Basierend auf seiner Helligkeit schätzen Astronomen, dass er zwischen 40 und 90 Meter breit ist. Bereits am Silvesterabend landete der Brocken auf dem Schreibtisch von Kelly Fast, der stellvertretenden Planetenschutz-Beauftragten der NASA.
„Man bekommt Beobachtungen, die dann wieder verschwinden. Dieser hier sieht so aus, als könnte er uns länger beschäftigen“, sagte Fast gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die Risikobewertung stieg stetig, und am 29. Januar gab das International Asteroid Warning Network (IAWN), eine globale Zusammenarbeit zur Planetaren Verteidigung, eine Warnmeldung heraus.
Laut den neuesten Berechnungen des Jet Propulsion Laboratory der NASA besteht die Chance, dass der Asteroid am 22. Dezember 2032 auf die Erde trifft. Mögliche Einschlagsgebiete sind der östliche Pazifik, der Norden Südamerikas, der Atlantik, Afrika, das Arabische Meer und Südasien.
Ein gefährlicher Orbit
2024 YR4 folgt einer stark elliptischen Umlaufbahn, die ihn durch das innere Sonnensystem führt, bevor er am Mars vorbeizieht und sich in Richtung Jupiter bewegt. Derzeit entfernt er sich von der Erde – sein nächster naher Vorbeiflug wird erst 2028 erwartet.
Zerstörerisches Potenzial
Der bekannteste Asteroideneinschlag der Geschichte ereignete sich vor 66 Millionen Jahren, als ein 10 Kilometer grosser Gesteinsbrocken einen globalen Winter auslöste und die Dinosaurier sowie 75 Prozent aller Arten auslöschte. Im Vergleich dazu ist 2024 YR4 nur ein kleiner „City-Killer“.
„Wenn er über Paris, London oder New York explodiert, würde er die gesamte Stadt und ihr Umland auslöschen“, erklärt Bruce Betts, Chefwissenschaftler der Planetary Society.
Ein moderner Vergleich ist das Tunguska-Ereignis von 1908, als ein Asteroid oder Kometenfragment von 30 bis 50 Metern über Sibirien explodierte und 80 Millionen Bäume auf einer Fläche von 2.000 Quadratkilometern umknickte. Ähnlich wie damals würde 2024 YR4 vermutlich in der Atmosphäre explodieren, anstatt einen Krater zu hinterlassen.
„Wir können die Energie berechnen, basierend auf Masse und Geschwindigkeit“, sagt Andrew Rivkin, Planetologe am Johns Hopkins Applied Physics Laboratory. Im Fall von 2024 YR4 würde die Explosion einer acht Megatonnen TNT Atombombe entsprechen – mehr als das 500-fache der Hiroshima-Bombe.
Was bedeutet das für uns?
Während die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags derzeit laufend neu bewertet wird, nehmen Wissenschaftler die Bedrohung ernst. „An diesem Punkt heißt es: Lasst uns genau hinschauen und so viele Beobachtungen wie möglich sammeln“, so Betts.
Sollte der Asteroid tatsächlich Kurs auf die Erde nehmen, gibt es Technologien, um die Katastrophe abzuwenden – von kinetischen Impaktoren, wie bei der DART-Mission der NASA erfolgreich getestet.
Es gibt experimentelle Ansätze zur Ablenkung von Asteroiden. Laser könnten Teile des Asteroiden verdampfen, um ihn aus der Bahn zu bringen. Ein „Gravitationstraktor“, ein großes Raumschiff, könnte ihn durch seine Anziehungskraft langsam ablenken. Falls keine Methode hilft, würde die lange Vorwarnzeit eine Evakuierung ermöglichen. Experten betonen, dass kein Grund zur Sorge besteht, da solche Ereignisse frühzeitig erkannt und geplant werden können.